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Wissen und Gewissheit (2011)

Tagungsbericht 2011 der Naturwissenschaftler

Worauf können wir uns verlassen?

Darauf, dass es in der Passionszeit jedes Jahr eine Tagung der Fachgruppe Naturwissenschaftler in Kassel gibt. Die Tagung ist zur festen Größe für viele langjährige Besucher geworden. Doch auch in diesem Jahr hat das Thema "Wissen und Gewissheit in Glaube und Naturwissenschaft" einige neue Teilnehmer angelockt.

Wissen und Gewissheit in Glaube und Naturwissenschaft

Dass das Thema kontrovers diskutiert werden kann, zeigte gleich der Freitagabend. Schon an den Impulsreferaten entzündete sich eine intensive Diskussion. Am Samstagmorgen legten Peter Hägele, ehemals Physik-Professor an der Uni Ulm und Hermann Hafner, Pfarrer aus Marburg dar, wo die Knackpunkte beim Wissen und der Gewissheit in ihrem jeweiligen Fachgebiet stecken.

Peter Hägele führte in seinem Vortrag "Wie schafft die Naturwissenschaft Wissen?" nicht nur aus, wie die Modell- bzw. Theoriebildung geschieht, sondern zeigte auch deren Grenzen auf. Neben den relativen Grenzen, die sich mit der Zeit, z.B. durch das Vorhandensein neuer Untersuchungsmethoden, verschieben, gibt es absolute Grenzen. Diese sind unveränderlich und methodenbedingt. So haben alle Modelle einen prinzipiell hypothetischen Charakter. Sie lassen sich durch ein Gegenbeispiel widerlegen, man bräuchte aber unendlich viele Versuche, um einen positiven Nachweis zu führen.

Hermann Hafner spitzte in seinem Vortrag "Hat der christliche Glaube tragfähige Grundlagen?" seine Antwort auf die Kernfrage nach dem Bibelverständnis zu. Nachdem er dargelegt hatte, dass sich das neuzeitliche Vernunftdenken gegen eine theologische Auswertung sträubt, hier also keine Begründung für Glaubensaussagen zu erwarten ist, versuchte er an verschiedenen Ansätze christlicher Lehre die Grundlagen des Glaubens deutlich zu machen. Der feste, gewiss-machende Grund für unseren Glauben ist jedoch letztendlich ein Zusammenwirken aus mehreren Wirklichkeiten: die erfahrene Heilswirklichkeit in der Gemeinschaft der Kirche, der Zuspruch des Evangeliums in Wort und Schrift, das Zeugnis der Bibel, das Zeugnis des Heiligen Geistes, die eigene Erfahrung und die bewusste Durchdringung unserer Lebens- und Wirklichkeitserfahrung vom Glauben her.

Am Nachmittag hatte Hansjörg Hemminger die Aufgabe, die Grundsatzreferate durch ein Beispiel zu ergänzen "Evolutionstheorie contra Schöpfungsglaube?". Hier zeigte sich, wie schwer es ist, die Naturwissenschaft auf das zu begrenzen, was sie tatsächlich leisten kann, nämlich, die Frage nach dem "Wie" zu beantworten. Da der Mensch ein "hoffnunglos sinnsüchtiges Wesen" ist (Zitat eines Teilnehmers während der Diskussionsrunde am Sonntag), läuft er beständig Gefahr, die ach so objektive Naturwissenschaft heranzuziehen, um neben den Wie-Fragen auch die Warum-Fragen zu beantworten. Daher nahmen die Teilnehmer die Aufgabe mit nach Hause, das Gehörte für Ihre Gemeinden zu übersetzen. Weiter heißt es deutlich zu benennen, wo Naturwissenschaftler, wie z. B. Stephen Hawking, in fast missionarischen Eifer ihre Popularität ausnutzen und in ihren Werken neben naturwissenschaftlicher Erkenntnis (Wie funktioniert etwas?) auch noch Weltbilder (Warum funktioniert das?) zu vermitteln.

Im abschließenden Gottesdienst nahm Friedhardt Gutsche in der Predigt die Frage nach der Heilsgewissheit am Text von Römer 8, 28 + 31 – 39 wieder auf. Paulus formuliert sein "Ich bin gewiss ..." überwältigend und weitgreifend. Das mag uns zu hoch klingen, Machen wir doch oftmals die Erfahrung, dass wir klein und unbedeutend sind und unser Glaube ein schwankendes Gebilde ist. Dennoch dürfen wir das Heil annehmen, weil wir es geschenkt bekommen, von dem Gott, der uns in Christus alles schenkt. So ruht unser Glaube und unsere Gewissheit nicht auf unseren Taten und Gefühlen, sondern allein auf der Liebe Gottes, "die in Christus Jesus ist".

… und auf die ist Verlass.