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Pressemeldungen

Digitalisierung: Lehrer werden zum Rollenmodel

SMD-Kongress "Akademikon" beleuchtet den digitalen Wandel in verschiedenen Fachdisziplinen

Welche Relevanz hat der christliche Glaube in einer digitalisierten Welt? Diese Frage diskutierten Akademiker verschiedenster Fachdisziplinen am 30. und 31. Mai auf der Akademikon – dem Kongress für Christen in akademischen Berufen. Neben den Fachgruppen Informatik und Technik waren u.a. auch Geisteswissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler und Pädagogen in der Vorbereitung des Kongresses beteiligt – alle unter dem Dach des Veranstalters Akademiker-SMD, einem Arbeitsbereich der Studentenmission in Deutschland (SMD). Das Treffen stand unter dem Motto „wirklich – in einer neuen Welt“ und sollte ursprünglich im Gästezentrum Schönblick (Schwäbisch Gmünd) stattfinden. Coronabedingt fand der fünfte Kongress dieser Art erstmals komplett digital statt, 430 Teilnehmer haben sich angemeldet. Elf Workshops und Netzwerktreffen wurden als Videokonferenzen durchgeführt, Hauptreferent Prof. Dr. Peter Zimmerling (Leipzig) hielt seine Bibelarbeiten via YouTube.

Im Workshop Bildungswandel diskutierten Pädagogen über Schule in einer digitalisierten Welt. Wichtigstes Element in der digitalen Transformation der Schule sind auch künftig nicht die Geräte, sondern die Lehrkräfte. Davon war der Workshopreferent, PD Dr. Matthias Uhl, überzeugt. „Lehrerinnen und Lehrer sind Wegbereiter der Zukunft“, so der Medienwissenschaftler und Lehrer an der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Schule in Wetzlar. Sie helfen Kindern und Jugendlichen, sich Kulturtechniken anzueignen, die eine beständige persönliche und professionelle Weiterentwicklung ermöglichen. Nicht das Lernen an sich wird digital, sondern die „Werkzeuge“, die man dazu verwendet.

Kinder erleben bei sich und bei ihren Eltern in der Regel vor allem den digitalen Konsum von sozialen Medien, Videostreaming oder Spielen. Damit sich Schüler in Zukunft erfolgreich in die Gesellschaft einbringen können, ist es aber wichtig, Digitales nicht nur zu konsumieren, sondern selbst digital produktiv zu werden. Deshalb bedeutet Digitalisierung der Schule weit mehr als Arbeitsblätter auf Tabletts, Tippen statt Handschrift oder das passive Konsumieren von Unterrichtsfilmen. Es geht auch darum, dass Schüler lernen, wie man Bilder, Filme oder multimediale Präsentationen erstellt und bearbeitet, wie man programmiert und dies auch anwendet oder wie man mit anderen digital zusammenarbeitet. Die Rolle des Lehrers verändere sich vom Wissensvermittler zum Rollenmodell. Durch seinen nachvollziehbar reflektierten Umgang mit sich und der Welt werde der Lehrer für die Schüler zu einem Modell, wie sie mit fachlichen und persönlichen Aufgaben und Herausforderungen umgehen können. Der christliche Glaube spiele dabei eine grundlegende Rolle.

Im Workshop „ExMachina“ tauschten sich Geisteswissenschaftler und Informatiker interdisziplinär über die Frage nach einer „Ethik“ für Algorithmen (Künstliche Intelligenz) aus und kamen fruchtbar ins Gespräch. In weiteren Workshops ging es um die Herausforderung, als Unternehmer verantwortlich zu handeln, oder um Themen, die sich beim Übergang vom Studium in den Beruf stellen bzw. vom Beruf in die Zeit des Ruhestands.

In den Bibelarbeiten griff Prof. Dr. Peter Zimmerling (Leipzig) den digitalen Wandel als riesigen Veränderungsprozess auf und setzte ihn in Bezug zu Geschichten des Alten Testamentes: „Zu jedem Neuanfang gehört ein Stück Wagnis.“ Anhand des Auszugs aus Ägypten zeigte Zimmerling, wie Gott auch in Schwierigkeiten bei seinem Volk bleibt, ihm seine Nähe vor Augen stellt und es so ermutigt, den Weg in die Freiheit trotz allem weiterzugehen und nicht umzukehren.

„Der christliche Glaube muss auch in der digitalen Welt, die zunehmend von Künstlicher Intelligenz geprägt sein wird, eine große Rolle spielen. Dabei geht es nicht nur um das Auftreten von Kirche und christlichen Organisationen. Wichtig ist, dass es christlichen Entscheidungsträgern in den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gelingt, ihren Glauben denkend zu verantworten, fachspezifisch herunterzubrechen und vom christlichen Menschenbild her gedacht in die neuen Bezüge einzubringen“, so Pfarrer Thomas Drumm, Leiter der Akademiker-SMD. „Dazu wollen wir mit unseren Angeboten helfen, unter anderem auf der nächsten Akademikon über Pfingsten 2022 – dann hoffentlich wieder als Präsenzkongress auf dem Schönblick.“

Die 1949 gegründete SMD mit Sitz in Marburg hat das Ziel, zu einem glaubwürdigen, intellektuell verantworteten Christsein zu motivieren. Sie ist Mitglied der Diakonie Deutschland, finanziert sich aus Spenden und arbeitet überkonfessionell auf der Basis der Evangelischen Allianz. Zur SMD zählen rund 600 Schülerbibelkreise in ganz Deutschland, Hochschulgruppen in über 80 Städten sowie 20 Regional- und Fachgruppen von Akademikern.